Zwei Monate Medien-Praktikum neigen sich dem Ende zu. Höchste Zeit, um Fazit zu ziehen. Was hat unser soundlarge-Praktikant in 44 Praktikumstagen gelernt, was hat ihn überrascht und welche Dinge wird er in Zukunft vielleicht anders machen? Antworten auf Fragen wie diese und noch viele mehr in einem Beitrag der 10-Dinge-Reihe der soundlarginers, von und mit Praktikant Johannes Schmer-Galunder.
1. Aller Anfang ist schwer – aufgeben gibt es daher nicht!
Ich möchte ehrlich mit euch sein: Nach meinem Casting in den soundlarge-Studios hätte ich niemals damit gerechnet jemals an einem dieser PC’s zu sitzen und meine eigenen Artikel zu schreiben. Viel zu sehr geschwommen, ja fast schon abgetaucht bin ich bei meinem Casting-Gespräch. „Weil ich eine Chance brauche“ – meine Antwort auf die Frage, warum ich als Praktikant genommen werden sollte, klang für mich eher nach Verzweiflung als pure Überzeugung. Ja, der Einstieg in die Medienbranche ist eben schwer, das wird mir jeder bestätigen können. Man muss sich erstmal durchkämpfen und viele Rückschläge einstecken, um sich in diesem harten Business beweisen zu können. Mein Medien-Praktikum habe ich als Einstieg genutzt und heute kann ich dasitzen und auf zwei Monate voller spannender Erfahrungen in der Medienwelt zurückblicken. Aufgeben gibt es also nicht!
irgendwie gefällts mir da???☕️ #gehtinsohr #newworkplace #trainee
Gepostet von Johannes Galunder am Samstag, 23. Januar 2021
2. Es fällt einem Nichts in den Schoß
Autobahn. So beschrieb André Brunner-Fruhmann, soundlarge-Chef, meinen bisherigen Lebensweg. Und er hatte Recht. Volksschule – Gymnasium – Zivildienst. Bisher hatte ich selten mit sonderlichen Ausbildungsschwierigkeiten zu kämpfen, so ehrlich muss man sein. Mein Weg war bisher quasi vorbestimmt, auf Autobahnen gibt es eben selten Kreuzungen. Nach meinem Zivildienst fand ich am Ende der Autobahn allerdings eine riesige Kreuzung. Alle Richtungen standen mir offen. Ich musste mich gezwungenermaßen schnell entscheiden wohin die weitere Reise geht (schnelle Entscheidungen – ich liebe sie), denn ich wollte ja keinen Stau verursachen. Wohin ich ungefähr möchte ist mir klar. Das Problem: Auch Bundesstraßen haben Kreuzungen. Es ist ein ständiges Abbiegen, keine Autobahn mehr. Autopilot gibt es auch keinen mehr, jetzt muss ich allein das Lenkrad übernehmen. Und ja, es ist nicht leicht komplett selbst zu lenken.
3. Kritik ist wichtig und gut – direkte Kritik ist besser
Kritik anzunehmen ist gar nicht so leicht. Besonders direkte Kritik, wenn man sie in dieser Form noch selten erlebt hat. Aber eines habe ich auch gelernt: Nur durch direkte und konstruktive Kritik kommt man im Leben weiter. Um den heißen Brei herumzureden bringt genau gar nichts. Deshalb war mir von Anfang an, eigentlich schon bei meiner Bewerbungsmail klar, dass bei soundlarge eine Form der Rückmeldung herrscht, die man sonst nicht immer so findet, nämlich die der konstruktiven und direkten Rückmeldung. Sicherlich kann nicht jeder mit dieser Art und Weise umgehen, auch ich hab mich zuerst damit abfinden müssen. Von Zeit zu Zeit gewöhnt man sich aber daran, um dann schließlich zu erkennen, dass Nichts davon in irgendeiner Form böse gemeint ist, sondern einem einfach nur weiterhelfen soll. Klingt jetzt im Nachhinein zwar logisch, war es aber anfangs ganz und gar nicht für mich. Deshalb sollte man gleich von Beginn an etwas offener gegenüber direkten Rückmeldungen sein, um nicht unangenehm-emotional überrascht zu werden.
4. Man kann über alles offen reden
Und damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt. Dinge von Haus aus offen anzusprechen ist einfach g‘scheiter. Ich weiß, man wird dazu verleitet Dinge anders zu formulieren, schön zu reden, einfach keine Nägel mit Köpfen zu machen. Das bringt einen aber genau so wenig weiter, wie Ibiza einem ehemaligen Vizekanzler. Wenn man sich also auf menschlicher und wertschätzender Ebene begegnet kann man über (fast) alles reden. Auf diese Art habe ich mit André eine Gesprächsbasis gefunden mit der man wirklich alles Mögliche offen ansprechen kann. So durfte ich beispielsweise einige wichtige Ratschläge für meinen weiteren Ausbildungsweg erhalten und auch über mich als Person so einiges (neu) lernen. Wie wirkt man auf andere? Was schätzen andere an einem? Woran sollte man noch arbeiten? Fragen, die man nicht jeden Tag einfach so ehrlich beantwortet bekommt und über diese Möglichkeit bin ich wirklich dankbar. Auch so kann man sich wiederum ein Stück weiterentwickeln.
5. Schnitttechnik ist kein Zuckerschlecken
Aufgepasst! Stift her und aufschreiben! Ein weiteres Wort für die Sammlung mit drei gleichen aufeinanderfolgenden Buchstaben: SchniTTTechnik. Schaut aber nicht nur cool aus, ist auch enorm wichtig. Gehört zum Radiomacher, wie der Pinsel zum Maler. Nach zwei ausführlichen Einschulungen zum von soundlarge verwendeten Schnittprogramm (Achtung nur zwei T!), durfte ich erstmals selbst das Schnittwerkzeug ansetzen. Natürlich war der Respekt zunächst groß, mit der Zeit bekommt man aber Übung und plötzlich schnipselt man ganz von selbst. Das klingt jetzt so, als ob ich in wenigen Tagen die ganze Welt der Schnitttechnik erlernt habe, das wäre um Welten übertrieben. Natürlich sind die Basics jetzt vorhanden, zum Schnittmeister fehlt dann allerdings doch noch eine kleine große Welt. Deshalb Hut ab, an all jene, die dieses Handwerk perfekt beherrschen und einen Schnitt unhörbar machen. Denn ein guter Schnitt ist ja bekanntlich nicht zu hören.
Weiter geht es in Sachen Schulungen! ? Gestern bekam unser Praktikant Johannes Galunder bei einer Schnittschulung erste Einblicke in die Arbeit unserer Producer. ?
Gepostet von soundlarge audioproduktionen und schulungen am Dienstag, 19. Januar 2021
6. Wer Sprechtechnik beherrscht ist König [Könich]
„Froh zu sein, bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König“ – Ach, da kommen Kindheitserinnerungen auf. Die ganz Aufmerksamen unter euch, haben schon als Kinder, zwar vermutlich nur unbewusst aber immerhin, eine der wichtigsten Sprechtechnik-Regeln wahrgenommen: die „-ig-Regel“. Nein liebe JuristInnen damit ist nicht das Immissionsschutzgesetz gemeint, sondern Wörter, die auf „-ig“ enden. Wie zum Beispiel König, der somit dann zum Könich wird. Oder zwanzig. Wird dann ausgesprochen zu zwanzich. Aber liebe ZwanziCHjährigen, ihr habt euren ZwanziGer gefeiert. Das ist nur eine von vielen Sprechtechnik-Regeln. Darüber gibt’s sogar ganze Bücher. Damit wir jetzt aber nicht alle noch verwirrter werden, gehen wir lieber schnell zum nächsten Punkt über.
7. In der Schule lernt man schreiben aber nicht sprechen
Ach die liebe Schule. So lang ist noch nicht her, aber trotzdem holt sie einen immer wieder ein. Ich glaube ich spreche vielen aus der Seele, wenn ich sage, die Schule vermittelt zwar ein gutes Basiswissen, so richtig aufs Leben bereitet sie allerdings nicht vor. Das habe ich auch jetzt in den zwei Monaten meiner Praktikumszeit gemerkt. Mein Chef André Brunner-Fruhmann meinte dazu immer: „In der Schule lernt man schreiben, aber nicht sprechen.“ Recht hat er. Jeder Absolvent und jede Absolventin einer AHS beherrscht zwar alle acht (kann von Schule zu Schule variieren) verschiedenen Textsorten, von der gefürchteten Textanalyse bis hin zur Meinungsrede, perfekt, aber wie man diese dann richtig vorträgt weiß keiner so wirklich. Betonung, Aussprache und eben Sprechtechnik wird in der Schule nicht gelehrt und kann somit logischerweise auch nicht erlernt werden. Obwohl es durchaus, und da bin ich mir sicher, ein beliebtes Fach wäre. Bildungsreform wo bleibst du nur?
Die soundlarge-Crew schickt euch am heutigen Valentinstag gaaanz viel Liebe und wünscht euch einen schönen Tag mit euren Liebsten! ??
Gepostet von soundlarge audioproduktionen und schulungen am Sonntag, 14. Februar 2021
8. Check, Double-Check, Re-Check!
Recherche, Recherche, Recherche. Ohne Recherche geht’s in der Medienbranche einfach nicht. Und auch wenn man recherchiert und eine auf den ersten Blick super Story gefunden hat, heißt es: Check, Double-Check, Re-Check. Wenn man das nämlich nicht macht, dann kann es leicht passieren, dass man nicht zum Verfasser einer super Meldung sondern Verfasser von Fake News wird und das will schließlich ja wirklich keiner. Zumindest bewusst nicht, wenn man halt ein seriöses Medium in Österreich ist. Meine vorwissenschaftliche Arbeit habe ich ja genau zum Thema Fake News verfasst. Damals (wir reden von Prä-Corona-Zeiten!!) habe ich mit dem Gedanken gespielt, quasi als Experiment eine Falschmeldung in die Welt zu setzen. Passiert ist es schlussendlich nicht, während meinem Medien-Praktikum war ich aber unbewusst ein paar Mal gefährlich nahe dran. Also beten wir alle nochmal gemeinsam das „Vater unser“ aller Journalisten: Check, Double-Check, Re-Check. Amen.
9. Noch kein Journalist ist als solcher auf die Welt gekommen
Robert Kratky, Armin Wolf, Corinna Milborn – auch wenn bei letzterer „born“ schon im Namen steckt, keiner dieser drei ist als Moderator oder Journalist auf die Welt gekommen. Das ist auch gut so, denn dann wäre die Journalistendichte in Österreich gewaltig hoch und von Wolfs, Kratkys und Milborns überhäuft. Und sind wir uns ehrlich: Armin Wolf wäre nur halb so brilliant, gäbe es ihn in zehnfacher Ausführung. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Beruf des Journalisten soll gelernt sein. Der Weg muss nicht immer über ein klassisches Journalismus-Studium führen, ganz im Gegenteil, Viele sind Quereinsteiger. Corinna Milborn hat zum Beispiel Geschichte und Politikwissenschaft studiert. Und ich bin mir sicher: Auch für sie war es keine Autobahn bis zur PULS4/PULS24-Info-Chefin.
10. Der Weg ist noch ein langer
Jeder, der das Gegenteil behauptet, lügt. Nach einem zweimonatigen Medien-Praktikum ist man gewiss kein fertiger Medienfachmann. Das wäre reine Illusion. Natürlich habe ich schon öfters mit dem Gedanken gespielt jegliches Studieren zu überspringen und direkt in die Berufswelt einzusteigen. Der klassische Weg führt über Universitäten und Fachhochschulen und, so denke ich zumindest, ist das auch der gemütlichere Weg. Keiner kann mir erzählen, dass ein 20-jähriger Berufsneuling sich sofort in Firmen- und Agenturstrukturen pudelwohl fühlt und bis zu seiner Pension nichts Anderes mehr machen möchte. Soll es auch geben, aber der klassische junge Erwachsene möchte zumindest bis Mitte 20 noch ein bisserl sein Studentenleben ausleben. Ganz ehrlich: Momentan tendiere ich auch eher zur gemütlicheren Variante der FH. Der Reiz allerdings, sich direkt in die Medienjobwelt zu stürzen, ist auf alle Fälle da. Anderen Mitbewerbern allein schon durch das Alter voraus zu sein, der Gedanke gefällt mir schon irgendwie.
Fazit: Alles im Leben hat einen Sinn
Als ich bei meinem Casting nach meinen Überzeugungen gefragt wurde, habe ich genau diesen Satz als Antwort gegeben. Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht so scheint, auf den zweiten oder dritten Blick hat einiges schon mehr Sinn. Spielen wir zum Abschluss das berüchtigte Hätte-Wäre-Spiel. Hätte ich im Herbst letzten Jahres ein Studium begonnen, dass mir zu 100% taugt, wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich während einer eigentlichen Prüfungsphase für ein Medien-Praktikum zu bewerben. Tja, da sitze ich jetzt und blicke auf die bisher coolste Erfahrung in meiner jungen Medienkarriere zurück. An dieser Stelle ein großes Danke an jeden einzelnen der gesamten soundlarge-Crew für die letzten zwei Monate, insbesondere André, für alles was ich lernen durfte und ihre Geduld mit mir. Wohin die Reise geht und welche Abzweigungen ich tatsächlich nehmen werde, wird sich zeigen, eines weiß ich aber bestimmt: die Richtung stimmt!