Jede Steirerin und jeder Steirer haben in den letzten Jahrzehnten die Stimme von Erich Weissl gehört. Er ist eine der bekanntesten Werbestimmen des Landes – und er hat sich vom Mikrofon zurück in den Ruhestand gezogen. Aber der Reihe nach:
Als Schauspieler hat Erich Weissl sehr gerne auf den Brettern gestanden, die die Welt bedeuten. Und schon früh hat Erich gemerkt, dass seine Stimme noch viel mehr hergibt. Kräftig, basslastig, wandelbar und vor allem gut ausgebildet. Denn die Sprechtechnik nach Theodor Siebs war ihm stets ein Anliegen und ist irgendwie sein Steckenpferd geworden.
Erich Weissl, der der Theodor Siebs lehrt
Bei zahlreichen Aufnahmesessions in den letzten 13 Jahren hat uns Professor und soundlarge–Sprecher Erich Weissl immer wieder erzählt, wie es dazu gekommen ist, dass er viele wichtige Medienmacher des Landes für Sprechtechnik begeistern konnte. Als Teil der Gründungsmannschaft und Station Voice der Antenne Steiermark im Jahr 1995 gab es viel Bedarf an professionellen Sprechechnikausbildungen. In den PZ-Studios in Lannach entstanden dann mit Dolf Maurer die ersten Basic Moderatorenkurse.
Unzählige junge Radiomacher mussten im Studio Lannach (heute Sprecherakademie) ausgebildet werden, denn der große Privatradiostart in Österreich stand mit 1. April 1998 ins Haus. 15 Privatradiosender nahmen in Österreich zeitgleich ihren Sendebetrieb auf. Viele Radiomacher waren Medienneulinge, aber lernwillig und bereit mit dem Radiovirus infiziert zu werden.
Eine, die seit mittlerweile 23 Jahren mit dem Radiovirus infiziert ist, ist Nachrichtensprecherin und Redakteurin bei Radio Content Austria, der News- und Podcast-Agentur der Styria Media Group, Martina Hammer. Sie hat damals zum Sendestartteam von 107,5 – Grazer Radio gehört: „Erich verbinde ich mit meinem Start ins Radioleben-und die sprechtechnische Basis dafür. Vera Basler-Eberle halte ich heute noch in Ehren – das Buch, nicht die Dame? Danke dafür, lieber Erich!“
2/5 in unserer Disco mit Christian Plaschg und DJ Erich Weissl 1974
Gepostet von Vera Plaschg am Dienstag, 20. Oktober 2015
24 Stunden, rund um die Uhr ON AIR: Die Stimme der Jingles
Und so geht es vielen in der Branche, die mit Erich Weissl zu tun hatten. Die Einen wurden von Erich ausgebildet, die anderen waren von seiner Stimme als Station Voice beeindruckt, denn in den ersten Jahren der Antenne Steiermark verwies man Ö3 auf Platz 2. Und so wollten auch andere Sender auf die goldene Stimme aus der Steiermark setzen. Erich Weissl wurde 1998 die Stimme von 92.9 RTL in Wien, Radio Grizzly in Osttirol und von 89.6 – Das Musikradio in der Obersteiermark.
Der damalige Programmchef Fritz Linner kannte Erich Weissl von der gemeinsamen Antenne Steiermark-Zeit: „Erich Weissl war und ist für mich persönlich DIE STIMME für einen Radiosender. Als ich damals Programmchef von 89.6 Das Musikradio wurde, war klar, ohne ihn läuft nichts und ich war froh, ihn als Station-Voice gewinnen zu können. Ich bin ihm heute noch dankbar dafür und wünsche ihm alles erdenklich Gute.“
Ab 2002 folgten noch Einstätze als Station Voice von Radio Harmonie in Kärnten und der Steiermark. In den letzten Jahren war unser soundlarge–Sprecher Erich Weissl bei Radio Alpina 106,9 – der Musiksender in Salzburg als Station Voice zu hören, die Aufnahmen dazu sind übrigens in den soundlarge–Studios entstanden.
Für euch haben wir hier ein besonderes Schmankerl: Outtakes und Jingles, die wir über die Jahre von Erich Weissl gesammelt haben. Unbedingt reinhören, da ist auf jeden Fall was zum Schmunzeln dabei!
Schwammerl bitte melden: Von Durchsagen und dem Messespitz
Aber Erich Weissl erzählt uns auch gerne von vielen Studiobesuchen in der goldenen Radiozeit der 1990er Jahre: „Das war auch noch die große Zeit der Messebesuche auf der Grazer Messe – ein einziges Volksfest, tagelang. Damals gab es die Tondurchsagen noch. Die Firmen haben im Radio eigene Messespots geschalten, dass man sie doch auch auf der Frühjahrsmesse besuchen sollte. Und dann auf der Messe liefen eigene Werbespots und Durchsagen auf welchen Ständen man zu finden ist. Wochenlang vor der Messe standen wir stundenlang im Studio, damit alles rechtzeitig fertig wurde“.
Wir haben die Geschichten von den Hörmann Toren, den „Schwammerl bitte melden“ Spots und vielen weiteren gar nicht oft genug hören können. Bei einigen von uns wurden auch Kindheitserinnerungen wach. Weil die Durchsage, dass neuer Messespitz eingetroffen ist weckt in vielen Generationen noch heute pures Verlangen. Und auch Erich Weissl erinnert sich noch gerne daran zurück.
Gepostet von Sprecher-Akademie – Sprecherausbildungen für Österreich und Deutschland am Mittwoch, 18. Juli 2012
Schön sprechen ist nicht richtig sprechen
Mit den Jahren, der Einstellung der Tondurchsagen auf der Messe Graz, dem Verschwinden vieler Radiosender konnte sich Erich Weissl auf das konzentrieren was ihm am Herzen lag. Der Ausbildung und die Sprechtechnik, erzählt Johanna Herz: „Da glaubt man, dass man ‚schön sprechen‘ kann – und dann kommt Erich. Auch nach vielen Jahren Radio denke ich noch oft an die Sprecherausbildung. Selbst zuhause, wenn meine pubertierenden Söhne sich verkrampft bemühen, die Ziffer 6 mit CHS zu artikulieren, anstatt, wie es sich gehört ein mutiges X zu setzen.“
Das Feingefühl für Sprechtechnik hatte Joesy schon während der Ausbildung und so war auch der Kursabschluss kein Problem. Der Sendestart von Kronehitr@dio, Österreichs erstem nationalen Privatradio, stand an und im Studio Graz wurden noch Mitarbeiter gebraucht: „Dank der Ausbildung kam dann auch das Angebot vom Sender und das war mein Einstieg ins Radiogeschäft. Die schöne, sonore Stimme von Erich Weissl wird on Air fehlen. Meine besten Wünsche für den nächsten, ruhigeren Lebensabschnitt, Joesy“
Ihr Weg führte weiter zur Antenne Steiermark, zu einer Radionachrichtenagentur und danach weiter zu soundlarge, wo Johanna Herz heute österreichweit Nachrichten für die Hörer von Mein Kinderradio recherchiert, schreibt und präsentiert.
Man trifft sich immer mehrmals im Leben
Im Studio von soundlarge haben sich nicht nur Johanna Herz und Erich Weissl wieder getroffen. Auch soundlarge-Producer Markus Kropac hat seine Basis-Sprechtechnikausbildung bei Erich Weissl absolviert. Auch soundlarge-Gründer André Brunner-Fruhmann hat mit 20 von Erich Weissl gelernt: „Ich hatte damals großes Glück. Schon während dem mehrmonatigen Moderatorenkurs durfte ich bei Radio Grün Weiß moderieren. Die Sprechtechnik war für mich damals trockene Theorie, also übte ich zu Hause fast gar nicht. Ich hab am meisten von Erich im Unterricht gelernt. Seine Geschichten und wie er sie präsentiert hat, haben mich einfach fasziniert. Schon während dem Kurs durfte ich damals meinen ersten Werbespot gemeinsam mit Erich Weissl und meiner Kurskollegin Gudrun Posedu sprechen. Später folgte dann auch noch ein Werbespot mit der lieben Gisi Hafner. Ich war unglaublich stolz. Ich konnte den Kurs mit ausgezeichnetem Erfolg abschließen und bekam ein Angebot von der Antenne Steiermark. Talent ist das Eine, gefördert zu werden das Andere. Und Dolf Maurer und Erich Weissl haben da sicher Grundsteine für meine Karriere gelegt. Und ohne die wäre ich dann wohl auch nie Österreichs jüngster Programmchef geworden.“
In den Ruhestand zu gehen verdient man sich
Erich Weissl war für viele Kollegen Grundstein und Begleiter, Freund und stets angenehmer Kollege. Und auch wenn er sich nun in den Ruhestand verabschiedet hat, so wo wird seine Stimme noch in vielen Spots, Telefonansagen und Videovertonungen, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind, weiter gehört, gespielt und aufgeführt werden. Erich, die soundlargingers danken dir für die unglaublich liebevolle, ruhige und ehrliche Art der Zusammenarbeit. Für dich halten wir stets einen Kaffee bereit und hoffen sehr auf viele Besuche bei uns im Studio!
DANKE und weil auch in unserer Danksagung Platz für dich sein sollte, so lassen wir dir die letzten Worte, denn mit Bertolt Brecht hast du dich stets am Liebsten verabschiedet:
„Die Stund‘ des Abschieds ist nun da – gehab‘ dich wohl Herr Puntila“.
Nachtrag
Erich Weissl hat uns auf unseren Artikel eine liebe Antwort zukommen lassen:
Hallo all Ihr Lieben da draußen, ich bin tief berührt und den Tränen nahe…Nicht Ihr habt zu danken, nein ich habe Euch dafür zu danken, dass ich Euch schon damals erfolgreich und unheilbar mit dem Virus “Theoedorus Siebsus” infizieren durfte. Die Sprechkultur in den öffentlichen Medien wird leider immer niedriger, es interessiert offenbar keinen Verantwortlichen “wie” etwas dargeboten wird – im Vordergrund steht nur mehr das nackte “was” – ähnlich dem Jahr 1938, wohin das geführt hat, hat uns die jüngste Geschichte ja vor Augen geführt!
Ich habe fast ein ganzes Leben lang versucht, die Werte der Altvorderen hochzuhalten – jetzt habe ich nicht mehr die nötige Kraft dazu und es liegt nun wohl an Euch, unsere wunderschöne deutsche Muttersprache ordentlich artikuliert, pikant pointiert und vor allem fehlerfrei an Eure Kinder und Kindeskinder weiterzugeben.
Alles Liebe und Gute für Euch und bleibt gesund!
LG erich