Es ist die übliche Geschichte, da trifft man ein, zwei falsche Entscheidungen und lernt die falschen Leute kennen. Und schwups sitzt man in Kärnten in Quarantäne. Von nun an gibt es keine Abwechslungen mehr, das Tragen von Hosen wird überflüssig und man lässt sich wie früher von seiner Mutter bekochen.
Zwangsurlaub in Kärnten
Eigentlich sollte mein Aufenthalt in Kärnten nicht länger als zwei Tage andauern, da ich sofort wieder nach Graz ins soundlarge-Studio zurückwollte. Doch leider kommt manchmal alles anders. Ich durfte nämlich nicht mehr nach Graz und wurde offiziell unter Quarantäne gestellt. Ich hatte nämlich in Kärnten Kontakt mit meiner Freundin, die eine Woche zuvor in Heiligenblut Schifahren war. Ab dem Zeitpunkt änderte sich so einiges für mich, denn nicht nur meine Eltern behandelten mich wie Patient Null, auch beschränkte sich mein „Reich“ auf mein eigenes Zimmer.
Während ich am Anfang, dank Netflix und Co., die Zeit relativ gut überbrücken konnte, hatte ich irgendwann keine Lust mehr auf Serien. Ich fing an, mich mehr für die Tierwelt zu interessieren, die sich in meinem Fall auf meine Katze beschränkte. Wie in der kürzlich gesehenen Dokumentation „Tiger King“ versuchte ich das wilde Tier zu bändigen und seinen Alltag zu erforschen. Obwohl das mit dem Bändigen nicht so gut geklappt hat: Ich weiß inzwischen, was sich hinter der einen Hecke versteckt, durch die meine Katze immer durchschlüpft. Ihr merkt schon: Die Action in Kärnten hält sich in Grenzen. Was die Quarantänezeit noch viel schwieriger machte, war die Tatsache, dass ich eigentlich viel lieber in Graz und bei meinem Praktikum sein wollte.
Die große Kampagne mit Lizz Görgl
Das hat auch einen bestimmten Grund. Im Laufe meines Praktikums hätte ich die Chance gehabt, bei der Produktion einer großen, steirischen Hörfunkkampagne auf Radio Grün Weiß für das Autohaus Huber dabei sein zu dürfen. Es sollten gleich mehrere Versionen von dem Spot produziert werden, was man übrigens als Werbespot-Mutationen bezeichnet. Außerdem wäre das größte Highlight für diesen Werbespot die Doppeltweltmeisterin und „Dancing Stars“- Gewinnerin Lizz Görgl gewesen, die dem Werbespot ihre Stimme geliehen hätte. Und das hat natürlich auch seine Gründe, denn es ist in der Werbebranche nicht unüblich, bekannte Gesichter als sogenannte Testimonials zu benutzen.
Im Grunde ist es nämlich nichts anderes, als einem Produkt oder einer Dienstleistung glaubwürdig besondere Qualität zu bescheinigen. Natürlich gibt es noch andere Arten von Testimonials, wie Experten oder fiktive Charaktere. Prominente sind aber die am häufigsten verwendete Art. Bei so einer aufwendigen und nicht alltäglichen Produktion, ist es also nur wenig überraschend, dass ich mich schon sehr auf diese Tage gefreut habe. Tja, Corona kennt keine Gnade. Was wirklich schade ist, denn ich hätte schon den ein oder anderen Wintersport vernarrten Freund, den ich super mit einen Selfie von Lizz Görgl hätte ärgern können.
Die 5 Phasen der Trauer
Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber ich hatte schon damals, an dem bisher letzten Tag im soundlarge-Studio so ein merkwürdiges Gefühl. Als ich jedem ein schönes Wochenende wünschte, ahnte ich schon, dass es ein wirklich sehr langes Wochenende werden könnte. Trotzdem wollte ich in den ersten Tagen in Kärnten nicht akzeptieren, dass es für mich längere Zeit kein zurück ins soundlarge-Studio mehr geben würde. Als auch die komplette soundlarge-Crew auf Homeoffice umgestellt war, wurde mir zudem bewusst, dass bis zu meiner Rückkehr nach Graz, mein damals frisch gekaufter Schinken wohl lebendig sein wird. Trotz der eher unglücklichen Situation kann ich dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen. Und zwar, dass ich noch länger die hausgemachten Germknödel meiner Mutter essen kann.
Verfasser: Marcus Ressmann