„Journalismus für Lösungen – gegen den Frust”, so lautet die Mission des Onlinemagazins tag eins. Nun braucht das Magazin tag eins selbst dringend eine Lösung, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. Die Inflation dämpft das Mitgliederwachstum. Außerdem läuft eine Startförderung der Wirtschaftsagentur Wien aus. Bis 20. Oktober will das Team um Dominik Ritter-Wurnig daher 1.000 weitere Menschen von der Wichtigkeit von konstruktivem Journalismus für Österreich überzeugen.
Während der klassische Journalismus nur die Probleme beleuchtet, geht konstruktiver Journalismus über sie hinaus und recherchiert auch Lösungen. „”Gerade in Zeiten der Dauerkrise braucht es kritische und unabhängige Recherchen zu möglichen Lösungen””, sagt Gründer Ritter-Wurnig. „”So können wir die Entscheider*innen viel besser in die Verantwortung nehmen.””
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Nun ist der Fortbestand des Magazin für Veränderung in Gefahr. In Veranstaltungen, auf Social Media und über die eigenen Kommunikationskanäle will das Team von tag eins daher in den nächsten 16 Tagen die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam machen und überzeugen: Es braucht tag eins. tag eins braucht Geld. tageins.at/braucht-dich/
Zwei neue Formate launchen im Oktober
Jede*r hat sie schon mal gehört, die Sätze, mit denen Menschen, Unternehmen oder Regierungen ihr klimaschädliches Verhalten rechtfertigen. Für tag eins nimmt ab sofort Prof. Thomas Brudermann, Psychologe an der Universität Graz und Autor des preisgekrönten Sachbuchs „Die Kunst der Ausrede”, die beliebtesten Klima-Ausreden auseinander.
„”Klimaschutz finden die meisten eh inzwischen gut, aber viele flüchten sich weiter in Ausreden, warum es bei einem selbst oder im eigenen Land nicht klappe””, sagt Brudermann. Seine Artikelserie “Die Kunst der Klimaausrede” startete am 4. Oktober mit dem oft gehörten Scheinargument „Aber was ist mit China?” und erscheint künftig alle vier Wochen am Mittwoch.
tag 3.650 – die realistische Utopie
Außerdem blickt tag eins ab sofort regelmäßig in die Zukunft. Wie könnte Österreich in zehn Jahren aussehen, wenn ab morgen alles in die richtige Richtung läuft? Mit Unterstützung von Expert*innen aus dem jeweiligen Fachgebiet zeichnet die freie Journalistin und tag-eins-Mitgründerin Ruth Eisenreich Szenarien, die utopisch klingen, aber technisch und finanziell durchaus machbar wären.
Die erste Folge des Formats „tag 3.650″ erscheint am 18. Oktober. Der Sozialexperte Martin Schenk, stellvertretender Leiter der Diakonie, beschreibt darin, wie die Politik innerhalb von zehn Jahren die Kinderarmut in Österreich abschaffen könnte. Weitere Zukunftsszenarien folgen jeden vierten Mittwoch. „”Wir nehmen die Politik in die Verantwortung, indem wir aufzeigen, was sie innerhalb relativ kurzer Zeit erreichen könnte, wenn der politische Wille dazu da wäre””, sagt Eisenreich.
tag eins talk startet
Los geht es im Oktober auch mit einer neuen Veranstaltungsreihe: Beim tag eins talk steht der Austausch mit den Mitgliedern der tag-eins-Community im Vordergrund.
„Was tun gegen die Nachrichtenvermeidung?”, lautet die Frage für die erste Podiumsdiskussion am 5. Oktober um 19 Uhr. Es diskutieren die Journalismusforscherin Birte Leonhardt (Uni Wien), die Journalistin Manuela Tomic (Chancen-Ressort, Die Furche) und tag-eins-Redaktionsleiterin Anna Mayrhauser. “”Wir wollen gemeinsam mit unserem Publikum eine Lösung finden, um zu verhindern, dass immer mehr Menschen gar keine Nachrichten mehr lesen. Kopf in den Sand ist keine Option – weder für Medienmacher*innen noch für Leser*inne”n”, erklärt Mayrhauser.
Schon am 16. Oktober steht die nächste Ausgabe des tag eins talk an: „How to be a Medien-Start-up in Österreich”. Eva Blimlinger (Die Grünen), Florian Jungnikl-Gossy (Falter), Lisa Kreutzer (andererseits), Nina Schnider (relevant.news) und Dominik Ritter-Wurnig (tag eins) diskutieren, warum nach wie vor die alten Marken den Journalismus dominieren und sich bisher kein Start-up als relevantes Leitmedium etablieren konnte.
Die Veranstaltungen finden bei freiem Eintritt im neu gegründeten Community Media Hub in der Alten WU in 1090 Wien statt. Um Anmeldung hier wird gebeten.
tag eins talk: Was tun gegen die Nachrichtenvermeidung?
Vier von zehn Menschen in Österreich vermeiden laut Reuters Digitial News Report manchmal bis oft die Nachrichten – Tendenz steigend. Für den Journalismus aber auch für die Gesellschaft wird das zunehmend zum Problem. Gleichzeitig ist auch die Tendenz zu beobachten, dass sich in den letzten Jahren der Newscycle immer schneller dreht: Liveticker, Breaking News und reißerische Headlines buhlen um die Aufmerksamkeit des Publikums. Oder ist die Nachrichteninflation womöglich Auslöser der Nachrichtvermeidung?
In Zeiten der Dauerkrisen ist das Gefühl, am liebsten den Kopf in den Sand stecken zu wollen, durchaus nachvollziehbar. Aber gerade für die großen Herausforderungen unserer Zeit – Stichwort Klimakatastrophe – gibt es keine einfache Lösung. In einer Demokratie braucht es dafür eine kritische und informierte Öffentlichkeit. Kann konstruktiver Journalismus die Antwort auf das Problem der Nachrichtenvermeidung sein?